Es mag in Zeiten von E-Mail und WhatsApp fast schon altmodisch erscheinen, doch die per Post versendete Grußkarte zu Ostern ist auch heute noch fester Bestandteil der Osterzeit.

Die Grußkarte kann auf eine über 150-jährige Geschichte zurückblicken, denn im Jahr 1870 wurde die seinerzeit noch „Correspondenzkarte“ genannte Mitteilungsform in Deutschland eingeführt. Fünfzehn Jahre später erlaubte man den Verlegern die Karten mit Ansichten zu versehen. Erst jetzt konnte man mit Ansichten seiner Heimat in alle Welt grüßen und sich selbst ein Bild von der Welt machen.

Die Postordnung ließ auf der Rückseite zunächst nur die Adresse zu, was zu einer Beschriftung und damit einer „Verunzierung“ der Bildseite führte. Erst seit 1905 wurde auf der Rückseite der Karte eine Freifläche für die persönliche Mitteilung eingeführt.

Der Brauch Osterpostkarten an Verwandte, Freunde und Bekannte zu versenden, ist um 1900 üblich geworden. Ostern wird auf den Postkarten meist als Aufbruch der Natur aus dem Winterschlaf gefeiert. Als Motiv dienen der Osterhase, Lämmer, Küken, Eier, Frühlingsblumen und Weidenkätzchen. Aber auch religiöse Motive fanden schon früh Verwendung.

Ein Blick in die Kulturgeschichte

Deutschland war einst einer der Hauptproduzenten von Grußkarten für den internationalen Markt. Ein Motiv wurde häufig für verschiedene Länder produziert und nur der Spruch in die jeweilige Landessprache übersetzt. Es kam aber auch vor, dass man das Motiv explizit für den ausländischen Markt angepasst und dort geläufige Bräuche mit aufgenommen hat.

Durch die Erfindung der Chromolithographie wurde auch das Osterfest bunter, denn mit dieser Technik konnte erstmals farbig in hohen Auflagen und in bestechender Qualität gedruckt werden. Veredelt wurden die Karten durch aufwändige Prägungen in gold und silber, Fotokarten wurden in Manufakturen in Handarbeit mit Schablonen koloriert.

Grußkarten waren stets durch den herrschenden Zeitgeist geprägt. Neben den klassischen Sujets fanden zu Kriegszeiten auch patriotische Darstellungen ihre Abnehmer. Als Blütezeit der aufwändig gestalteten Motivkarten gelten die Jahre zwischen 1900 und 1918.

Unsere kleine Ausstellung ist somit auch ein Spaziergang durch die Kulturgeschichte.